Adriana Altaras

Theater- und Filmschauspielerin, Schriftstellerin, Regisseurin und Vermittlerin zwischen den Kulturen

Dies sei so nicht vorauszusehen gewesen, schrieb Regina Schilling 2014 in ihrem schönen EMMA-Porträt über Adriana Altaras: „Dass die lebenslustige Adriana Altaras mitten in Berlin-Schöneberg weiter von ihren Dibbuks, den Toten, verfolgt wird. Dass sie ihre zwei Söhne hat beschneiden lassen, deren Vater ein Katholik aus Westfalen ist und vom ältesten Sohn als ‚Doitscha‘ beschimpft wird. Und vor allem: Dass sie, die Jüdin aus Jugoslawien, den Deutschen ihre Angst vor ihren Juden nehmen wird.“ Zu jenem Zeitpunkt hatte Adriana Altaras ihre ersten beiden, stark autobiografisch gefärbten Bücher veröffentlicht, „Titos Brille“ und "Doitscha – Eine jüdische Mutter packt aus“, sie war Schriftstellerin, Theater- und Filmschauspielerin, Regisseurin und wurde nun zur viel beachteten Vermittlerin zwischen den Kulturen und Religionen. Ausgehend von ihrer eigenen Familiengeschichte, handeln ihre Bücher, mal berührend, mal amüsant, von Schicksal, Mut und Angst, von Erinnerungen und vom Älterwerden, vom Gedenken und vor allem: vom Leben. 2023 erschien ihr Roman "Besser allein als in schlechter Gesellschaft: Mein eigensinnige Tante". 1960 in Zagreb als jüdische Kroatin geboren, wuchs Adriana Altaras in Italien und Deutschland auf. Nach dem Abitur ging sie nach Berlin auf die Schauspielschule. “Wie bitte aber soll man das Gretchen mit schwarzen Locken und rollendem ‚R‘ spielen? Sie tobt sich in den Off-Theatern Berlins aus und spielt in Filmen von Rudolf Thome. Und siehe da, sie hat Erfolg, bekommt sogar den Deutschen Filmpreis. Doch im deutschen Fernsehen wird sie nur als Putzfrau und Ausländerin besetzt." (Regina Schilling) Neben diversen Theaterpreisen erhielt Adriana Altaras 1988 den Deutschen Filmpreis, 1989 in Taiwan den „Golden Horse Award“ und 2000 den „Silbernen Bären" der „Berlinale“ für schauspielerische Leistungen. Seit den 1990er-Jahren inszeniert sie an deutschen Schauspiel- und Opernhäusern. Sie ist Mitbegründerin des Off-Theaters "Zum Westlichen Stadthirschen", war Mitarbeiterin bei Steven Spielbergs Shoah Foundation und übernahm 2002 die Künstlerische Leitung der Jüdischen Kulturtage in Berlin. (Abbildung: Adriana Altaras auf der Frankfurter Buchmesse 2018, Foto: Heike Huslage-Koch/Wikipedia)
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